Der beste Platz im Regal bleibt länger besetzt als man glaubt

Ja,ja Egon … das Beste ist immer zuerst weg. Du kennst es ja. Mal eben mit dem Finger antatschen, leicht drücken, ob es gut genug ist …

Während sie es sagt, sieht Erna die Person von gestern vor ihrem geistigen Auge, die eine mit den auffälligen Fingernägeln, genau ihr gegenüber beim Obst und Gemüse im Supermarkt. Im großen Einkaufszentrum, wo sich Leute ach so nah begegnen und doch so individualistisch verhalten. Das Beste, das Optimale scheint jeder und jede in der Obst und Gemüseabteilung zu suchen.

Doch worauf seine bessere Hälfte jetzt hinaus will, Egon weiß es nicht genau. Gemüse und Obst anfassen und nicht kaufen – Erna könnte jedes Mal Pfui dazu sagen, so, als ob sie es mit undefinierbaren, krabbeligen Wesen zu tun hätte. Deswegen bereitet ihr dieses Unverpackt-Einkaufen so manches Mal Schwierigkeiten. Eine Möhre einzeln ohne Schutz aufs Band an der Kasse zu legen käme ihr nicht in den Sinn.

Dieses Mal hat sie noch genauer hingeschaut. Der beste Platz in der Gemüsekiste ist augenscheinlich wo … vorne, oberste Kiste, erste Reihe in Greif- und Augenhöhe oder wo …

Da stehen doch drei Kisten Gemüse übereinander und sage und staune, nur die oberste ist nahezu jungfräulich. Leicht angehoben sieht man es: In der mittleren und in der unteren Kiste fehlen schon etliche Früchte. Ist ja interessant.

Als hätte ein Kind eine Entdeckung gemacht, so geht Erna jetzt zum Frischeregal. Egon wie immer hinterher. „Mindesthaltbarkeitsdatum. Mal sehen, wo was liegt, Egon.“ „Wo soll schon was liegen, brummt Egon, „Sie werden‘s schon richtig eingeräumt haben.“ Und Recht hat er damit, unser Egon. Doch ein paar Mal entdeckt auch er, dass Artikel aus den hinteren Reihen fehlen, also anscheinend verkauft worden sind.

„Als ob drei Wochen Haltbarkeit für diesen Artikel nicht ausreichen.“ wundert er sich.

„Vorne, erste Reihe, das scheinen auch nicht immer die besten Plätze zu sein …“

… „Was schnell vergriffen ist, gehört auch nicht automatisch zu den besseren Stücken,“ hört Egon seine bessere Hälfte sagen.

„Einkaufen ist und bleibt ein Abenteuer.“

„Und man braucht noch nicht einmal vollbepackt nach Hause zu gehen … genau genommen.“