Kerzenzeit ist immer … schmeckt das Essen mit einer Portion Disziplin besser …?

„Wenn das Essen so auf den Teller geklatscht wird … und dann noch diese großen Portionen … ach Lena, dann schmeckt es einem nicht. Bei den Mengen könnte einem der Appetit vergehen.“

Das sagt Tante Elisabeth. Dabei isst sie am liebsten zuhause, schön gemütlich in der Küche. Und sie stellt auch nicht jedesmal Schüsseln auf den Tisch, wenn sie mit ihrem Heinrich am Tisch sitzt. … Unterwegs auf die Schnelle essen, ist nicht ihr Ding. Manchmal nimmt sie sogar ein Butterbrot mit.

„Unterwegs … immer dieses süße Zeug und dieses auf der Straße essen, Lena, das ist was für junge Leute …“

Tante Elisabeth macht es sich einfach. Das, was ihr nicht gefällt, was aber inzwischen Usus zu sein scheint, schreibt sie der Jugend zu. Als ob Unsitten von der Jugend kämen …

„Und ständig eine Flasche an den Hals setzen, Lena, das ist nichts für mich …“

Damit meint sie die Wasserflasche. Alle Welt sagt ihr, dass man etwas zu trinken dabei haben sollte, wenn man unterwegs ist. Tante Elisabeth ist jedoch nicht überzeugt davon. Ein Sitzkissen nimmt sie wohl mit, da Bänke schmutzig sein können.

„Man weiß nie, ob man mal eine kurze Pause gebraucht, um die Enten zu füttern …“

„Hört sich gut an, Tante Elisabeth und Enten füttern …“

Tante Elisabeth rechnet immer Pausen mit ein, die nichts mit ihren Besorgungen zu tun haben. Durch die Stadt hetzen ist nichts für sie. Lena weiß das. Deshalb plant sie per se den ganzen Nachmittag ein, wenn sie Tante Elisabeth begleitet.

Diesmal gehen sie doch in eins der Restaurants, in dem man seine Portionen an der Theke bekommt, den Mantel nicht zwangsläufig ablegt und das Tablett quasi wie eine große Serviette unter der Essensportion bleiben kann.

Tante Elisabeth lässt den Blick durch den Raum schweifen. Leute sitzen da, essen, manche unterhalten sich, wenige … viele beschäftigen sich nebenbei mit ihrer Technik. Einige scheinen gar nicht richtig zu registrieren, dass sie essen. Es läuft einfach nebenher, das Essen …

Wie aus einer anderen Welt sagt Tante Lena, nachdem sie sich ausgiebig umgeschaut hat: „Teller mit Rand, die haben was …“

„Lena blickt erstaunt auf und wartet.

„Teller mit Rand, mit einem schönen sauberen Rand beim Essen … man fühlt sich besser beim Essen …“

Lena ist immer noch erstaunt, wartet.

„Na ja, man ist es sich selbst wert, gesittet zu essen. Und es schmeckt besser. Verschmierter Teller, verschmiertes Besteck … man mag’s nicht einmal gerne abräumen …“

„Tante Lena … gesittetes Essen und Tellerrand … dabei ist das Porzellan so vielfältig geworden … die Art und Weise zu essen ebenfalls.“

Ob Tante Elisabeth Lenas Gedanken sieht? Vielleicht nicht …

„Kurz durch die Porzellanabteilung bummeln und Neues erfahren, wäre nicht das Schlechteste jetzt … Tante Elisabeth hat das Denken von früher im Kopf … “

Lenas Gedanken fangen an zu laufen.

„Einen Abstecher durch die Teller- und Tassenabteilung machen? Heute klappt es nicht mehr, schade …“ Lena schaut auf ihr Handy. Die Uhr mahnt.

Tante Elisabeth, alte Schule, wirft einen Blick zum Himmel. Im Dunkeln ist sie nicht gern unterwegs.

„Die Sonne geht gleich unter, bald wird’s dämmrig … komm, lass uns gehen …“

10 Gedanken zu “Kerzenzeit ist immer … schmeckt das Essen mit einer Portion Disziplin besser …?

  1. Das „Nebenheressen“ ist zu einer echten Unsitte geworden, da kann ich Tante Elizabeth gut verstehen, wenn sie das nicht schätzt, genauso wie das nervöse „Aufshandygeglotzeallefurzlang“, furchtbar …
    Liebe Morgengrüße vom Lu

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    1. … wenn Generationen keine Verbindungsbrücken bauen, tut sich allmählich ein Graben zwischen ihnen auf. Für eine kurze Lebensspanne gibt es Abhängigkeiten. Bindungen, die tragen, sind aus einem anderen Holz geschnitzt …
      Herzliche Grüße Inge

      Gefällt 1 Person

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